Samstag, 22. Juni 2013

Erkundung der Zustiege vom Basislager

Proxi hatte uns am Abend zuvor geraten, mit dem Fruehstueck erst um 8:00 Uhr zu beginnen, da vorher noch keine Sonne auf das Lager scheinen würde. Wir verließen also um kurz vor 8:00 Uhr unser Zelt, in dem es durch unsere nachts abgegebene Körperwärme knapp 4 Grad warm war, um durch die Kälte des Lagers zum Küchenzelt zu gelangen.


Durch den starken Temperaturunterschied der Luft, die im Schlaf unseren Lungen entwich und der Luft, die das Zelt umgab, hatte sich auf unseren Schlafsäcken Kondenswasser gebildet, das an der Zeltwand gefroren war.

Proxi überraschte uns mit kleinen frittierten Teigtaschen mit Käsefüllung, die wir in eine braune Flüssigkeit tunken und essen sollten. Die Teigtaschen schmeckten sehr gut. Worum es sich bei der Flüssigkeit handelte, wissen wir bis heute nicht genau. Die Sauce sah schokoladig aus, schmeckte ein bisschen süßlich, aber vor allem nach Mehl.


Proxi hatte Recht behalten und die Sonne hatte erst um 8:00 Uhr unser Lager erreicht. Nach dem Frühstück packten wir unsere Sachen und machten uns auf zu einer Erkundungstour, zu der wir um ca. 9:25 Uhr aufbrachen. Wie man am unteren Bild sehen kann, tauschten wir dazu unsere Daunenjacken, die wir noch im Lager getragen hatten, gegen die dünneren Fleecejacken.


Eine Daunenjacke steht im Lager für Wärme und Geborgenheit und sobald man sie auszieht, fängt man sofort an zu frieren. Leider kann man bei den Verhältnissen, die wir auf unseren Touren haben, die Daunenjacken auch nicht anlassen. Wenn man es doch tut, fängt man innerhalb von kürzester Zeit an, wie blöde zu schwitzen. Sobald der Körper nämlich auf Touren kommt, produziert er in der Daunenjacke eine Hitze, die nicht mehr auszuhalten ist. Im Lager, wo der teilweise erschöpfte Körper runterfährt, braucht man aber unbedingt den Schutz der Daunenjacke.

Zum Glück schien die Sonne und so wurde uns bald warm, als wir unsere Erkundung der Zustiege starteten. Unsere Ziele für die nächsten Tage waren die beiden Fünftausender: Pequeno Alpamayo (5410m) und Cabeza del Condor (5648m). Da wir die Berge auf eigene Faust und somit auch ohne einen ortskundigen Bergführer besteigen wollten, hielten wir es für sehr wichtig, die Zustiege schon am Tag vorher zu erkunden.

Man startet die eigentliche Besteigung der Berge sehr früh am Morgen zwischen 2:00 und 3:00 Uhr, damit man auch beim Abstieg noch festen Firn hat. Da wir uns in Äquatornähe befinden und hier gerade Winter haben, sind die Tage nicht sehr lang. Die Sonne geht morgens um 7:00 Uhr auf und abends pünktlich um 18:00 Uhr unter. Somit läuft man bei einem Start um 2:00 Uhr morgens noch fünf Stunden im Dunkeln durch die Berge. Wir hielten es also für extrem wichtig, uns ein Bild der Zustiege im Hellen zu verschaffen, damit wir uns nicht schon vor dem Beginn der Touren im Dunkeln verlaufen.


Als erstes hatten wir uns die Erkundung des Zustiegs zum Pequeno Alpamayo vorgenommen. Michael hatte uns erzählt, dass wir einfach aus dem Lager hinaus in Richtung des großen Gleschers laufen sollten. Nach kurzer Zeit fanden wir auch sehr deutliche Pfadspuren, die durch ein kleines Tal zu einer Geröllebene führten. In dem teilweise sumpfigen Tal trafen wir auch zum ersten Mal auf eine größere Herde Lamas. Es ist erstaunlich, dass diese Tiere sich hier auf ca. 4800m Höhe erst wohlfühlen.


Nach knapp einer Stunde Gehzeit waren wir schon fast so nah am Gletscher, dass wir alles überblicken konnten. Auf dem Gletscher sah man eine deutliche Spur im Schnee, die bis nach oben auf die Kuppe führte. Der Pequeno Alpamayo war nicht zu sehen, da er hinter der Kuppe des Gleschers liegt.

Wir gingen also zurück in Richtung des Basislagers, um von dort aus auch noch den Zustieg zum Cabeza del Condor zu finden. Um das Finden des Weges zum Pequeno Alpamayo am nächsten Morgen im Dunkeln machten wir uns nun keine Sorgen mehr. Die Pfadspuren zum Gletscher würden deutlich zu sehen sein und eigentlich ging es auch nur geradeaus. Sobald wir den Gletscher erreicht hätten, würden wir auch die Spur im Schnee finden können, die man heute schon sah.


Von unserem Weg aus hatten wir auch schon Einblicke hinüber zum Cabeza del Condor erhalten. Die drängensten Fragen für uns waren, wie wir zum Fuß des schwarzen Felsriegels kommen sollten und wir es von da aus durch den Felsriegel gehen sollte. Wir hatten auf Fotos gesehen, dass es eine Variate rechts durch den Fels nahe des Hängegletschers geben sollte und auch eine auf der linken Seite. Wir sahen aus der Ferne mehrere Scharten, die eventuell für einen Aufstieg in Frage kämen. Auf dem Weg zurück vom Gletscher trafen wir einen brasilianischen Bergführer, der uns eine Scharte beschrieb (ganz links auf dem obigen Bild) und zusätzlich noch eine sicherere Alternative nannte. Er meinte, dass die Scharte sehr steinschlaggefährdet sei und man auch einen Umweg über einen Pass vor dem Pico Austria viel weiter links nehmen könne, um über Fels hinten herum an den obersten Punkt der Scharte zu gelangen.


Nachdem wir vom Basislager aus den Pfad in Richtung des Pico Austria und Cabeza del Condor gefunden hatten, beschlossen wir, nun erst einmal eine Mittagspause einzulegen und ein bisschen zu essen. Proxi hatte jedem von uns morgens ein kleines Säckchen vollgepackt mit Lebensmitteln gegeben. Wir hatten eine Banane, ein Stück Schokolade, ein Sandwich und Kekse mitbekommen.


Nach ca. 30 Minuten erreichten wir weiter oben die Abzweigung zum leichteren Pico Austria und zu unserem Ziel dem Cabeza del Condor. Ziemlich bald ging es einen Schneehang hinauf. Wir testeten den Firn und stellten fest, dass er sich einigermaßen gut ohne Steigeisen gehen ließ.


Es ging den noch gut gangbaren aber teilweise schon dünnen Firn hinauf bis wir auf ca. 5030m eine Moräne erreichten.


Auf der Moräne konnten wir nach links abzweigend den Weg in einen Geröll- und Schneehang sehen, den uns der Brazilianer als steinschlaggefährdet beschrieben hatte. Da wir eine Spur sahen, beschlossen wir, den Weg später für unsere Besteigung zumindest auf dem Hinweg einzuschlagen. Wenn es morgens noch kalt genug war, würde der Hang auch wenig steinschlaggefährdet sein. Auf dem Rückweg hofften wir, bei Tageslicht den leichteren aber sichereren Umweg zu finden.

Wir machten uns für heute auf den Rückweg ins Lager, da wir nun schon innerhalb kurzer Zeit unser Tagesziel - das Auskundschaften der Zustiege - erreicht hatten.

Nachmittags zogen Wolken auf und es wurde extrem windig, sodass uns das Essenszelt beinahe um die Ohren flog. Bald nach 19:00 Uhr gingen wir ins Bett, da für den nächsten Morgen der Wecker auf 2:45 Uhr stand.

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